10 Tipps für die Gründung der eigenen Zahnarztpraxis

Die Entscheidung für Zahnmediziner, sich niederzulassen und selbstständig eine Praxis zu führen dürfte eine der wichtigsten und vor allem finanziell größten Entscheidungen im Leben sein. Daher sollte die Gründung oder Übernahme einer eigenen Zahnarztpraxis gut überlegt, inhaltlich sinnvoll und zielführend vorbereitet werden. Dr. Bernd Hartmann, Geschäftsführer der ieQ health GmbH & Co. KG, hat zehn Experten-Tipps zum Thema Existenzgründung zusammengestellt.

1. Der wichtigste Faktor für den Erfolg der eigenen Praxis

Bei allen Fragen rund um die Gründung oder Übernahme einer Zahnarztpraxis steht ein Erfolgsfaktor an erster Stelle: die Patienten! Alle Maßnahmen und Überlegungen sollten immer den Fokus auf die Patienten richten. Oder in einem Satz: Patienten sind nicht alles, aber ohne Patienten ist alles nichts.

2. Bauch schlägt Kopf – bei allen Entscheidungen ein gutes Gefühl

Egal, ob es sich um eine Personalentscheidung, den Kauf eines technischen Gerätes oder die Beauftragung eines externen Dienstleisters handelt: Sie sollten immer auf Ihr Bauchgefühl hören. Wissenschaftlich ist bewiesen, dass Bauchentscheidungen meist Kopfentscheidungen dominieren. Und das in der Regel zu Recht, denn eine Entscheidung sollte Ihnen immer ein gutes Gefühl geben. Viele Kolleginnen und Kollegen berichten, dass Bauentscheidungen meist die besten und vor allem richtigen Entscheidungen waren.

3. Frühzeitige Planung – keine Entscheidungen unter Druck

Je früher Sie sich im Vorfeld zu einer Niederlassung oder Übernahme entscheiden und diese Schritte langfristig vorbereiten, umso besser wird die Durchführung gelingen. Sie sollten alle Überlegungen in einem Businessplan formulieren. Hier spielen Sie alle Maßnahmen durch, die sich anschließend am Ende eines Businessplans im Finanzplan wiederfinden. Je mehr Gedanken Sie sich im Vorfeld machen, umso einfacher und besser können Sie mit unvorhergesehen Ereignissen umgehen. Und eins ist sicher: es passieren immer ungeplante Dinge!

4. Was wollen Sie, und was nicht?

Oft wird im Rahmen des Marketings gefragt, was Sie im Kern wollen und was genau Ihre Vorstellungen sind. Gründer sind jedoch häufig mit der Frage überfordert, genau das in Worte zu fassen. Dabei können folgende Fragen helfen: Was wollen Sie auf keinen Fall? Was passt nicht zu Ihnen? Aus dieser negativen Abgrenzung bleibt meist genügend kreativer Freiraum, um damit Ihre Vorstellungen zu treffen.

5. Den Erfahrungsschatz nutzen

Vielleicht die wichtigste Frage in der Diskussion mit erfahrenen Kolleginnen und Kollegen: Was waren die größten Fehler – was würde man mit der Erfahrung von heute im Rahmen der Gründung oder Niederlassung anders machen? Die Antworten geben wertvolle Hinweise auf was Sie achten sollten, um Fehler zu vermeiden.

6. Langfristig denken – auch bei den Verträgen

Verlieren Sie nie den Horizont aus den Augen: Die Selbstständigkeit ist kein Sprint, sondern viel mehr ein Marathon. Jeder erfolgreiche Abschnitt ist der Auftakt zum nächsten Schritt. Daher sollten Sie immer eine langfristige Strategie für die nächsten Jahre überlegen. Besonders wichtig: Denken Sie bei der Übernahme einer Praxis an alle relevanten Verträge – genau wie auch an die Verträge bei einer Neugründung. Sehr oft zeigen sich die inhaltlichen und anschließend die finanziellen Konsequenzen erst Jahre später – nur, weil zu Beginn wichtige Vertragsformulierungen fehlten, nicht bedacht oder sogar falsch verstanden oder interpretiert wurden.

7. Arbeitsteilung in der Zahnarztpraxis

Die ganze Welt funktioniert durch Arbeitsteilung. Auch wenn ein Allroundansatz eine interessante Überlegung ist, so ist in einer Zahnarztpraxis eine arbeitsteilige Organisation sinnvoll. Dies betrifft nicht nur die Zahnmedizin, sondern in besonderem Maße alle organisatorischen und inhaltlichen Fragen der Praxisführung: Finanzen, Qualitätsmanagement, IT, Personal, Marketing. Daher die Frage: Was muss man selbst machen, für welche Leistungen sind externe Dienstleister sinnvoller? Letztlich geht es um „Make or Buy“. Wichtig: In der Regel ist Ihre Arbeitsstunde deutlich teurer als von jedem externen Dienstleister.

8. Gegenteilstrategie – sei anders als die anderen!

Vielleicht die wichtigste Frage der Positionierung: Warum sollte sich ein Patient für Ihre Praxis entscheiden und nicht zu einer anderen Zahnarztpraxis wechseln? Die Antwort auf diese Frage ist weder einfach noch schnell zu beantworten. Bieten viele Praxen im Umfeld ähnliche oder vergleichbare Leistungen an, könnte eine Strategie sein, genau das Gegenteil davon anzubieten. Pragmatisch ein Beispiel: Gibt es viele Großpraxen in einer Region, ist die Überlegung sinnvoll, eine kleine Praxis mit einem klaren Schwerpunkt zu etablieren. Beziehen Sie eine klare Position, die sich von anderen Praxen abgrenzt. Mit Sicherheit ein Baustein für den Praxiserfolg: Erfolgreiche Menschen, Organisationen, Unternehmen oder auch Praxen unterscheiden sich immer von der Masse.

9. Zahlen zeigen die Wahrheit

Leider kennen zu wenige der Zahnärztinnen und Zahnärzte die eigenen Erfolgskennzahlen der Praxis. Aber: Mit dem Wissen um die wichtigsten Kennzahlen haben Sie immer den Erfolg der Praxis im Blick und steuern die Praxis in eine erfolgreiche Zukunft. Die Zahlen werden Ihnen zeigen, ob Sie sich auf dem richtigen Weg zu Ihren Zielen befinden.

10. Teilnehmen und mit der eigenen Praxis durchstarten

Das GründerForum am 02.07.2021 hat Existenzgründern eine neue Plattform geboten, um Erfolgsfaktoren und Wege aufzuzeigen, die eigene Praxis erfolgreich aufzustellen. Das Ziel: Austausch von Gleichgesinnten und langfristige Begleitung der Gründung. Auch in Zukunft sollen weitere solcher Events stattfinden.