Sprechstunde e-health: Dampsoft trifft gematik

Zukunft der TI-Konnektoren - Dr. Andrej Teterin in der e-health Sprechstunde

Dampsoft stellt sich regelmäßig den aktuellen Fragen zur Telematikinfrastruktur und Digitalisierung. Wir haben Thomas Jenzen von der gematik GmbH zum Expertengespräch mit Dr. Andrej Teterin eingeladen. Gemeinsam blicken sie auf erreichte Meilensteine des Großprojektes „TI“ – auf KIM und EBZ – sowie auf die geplante Anbindung der Dentallabore.

Dr. Andrej Teterin: KIM ist mit großem Abstand die meistgenutzte Anwendung in der TI. Wie blickst du als Mitarbeiter der gematik auf das Erreichte?

Thomas Jenzen: KIM steht für Kommunikation im Medizinwesen. Das ist die Basis für E-Mail-Kommunikation zwischen den Akteuren im Gesundheitswesen – für Arztpraxen, Zahnarztpraxen, Kliniken, Apotheken, Pflegeeinrichtungen – und bald auch – Dentallaboren. Wer sich als zugangsberechtigt authentifiziert hat und KIM nutzt, hat exklusiven  Zugriff auf den „KIM-Club“. Wir haben ein weitestgehend standardisiertes E-Mail-Verfahren geschaffen, welches mit den höchsten Sicherheitsmerkmalen der Telematikinfrastruktur abgesichert ist. Wir verwenden Signaturen und Verschlüsselungen, die „out of the box“ für alle, die an KIM angeschlossen sind, zur Verfügung stehen. Damit möglichst viele Nutzer:innen des Gesundheitswesens KIM auch verwenden können, stehen die Hersteller spezieller Praxissoftware vor der Aufgabe, die Integration von KIM zu vollziehen, denn für jede Berufsgruppe gibt es unterschiedliche Softwarelösungen.

Portrait von Thomas Jenzen

Unser Gast: Thomas Jenzen (gematik GmbH)

Als Produktmanager für KIM (Kommunikation im Medizinwesen) hat er die Telematikinfrastruktur als Datennetz im Gesundheitswesen maßgeblich mitgestaltet. Das E-Mail-Verfahren KIM ermöglicht einen schnellen und sicheren Daten- und Informationsaustausch zwischen den Akteuren im Gesundheitswesen.

Dr. Andrej Teterin: Welche Rolle spielen die Praxisverwaltungssysteme für den Erfolg von KIM oder gar der TI?

Thomas Jenzen: Die Primärsysteme tragen erheblich zur Akzeptanz der TI bzw. der Digitalisierung im Gesundheitswesen bei. Je einfacher die Handhabung ist, umso schneller wird den Anwendenden klar, das bringt mir was. Praxisverwaltungssysteme sind ein wichtiger Schlüssel zum Erfolg. Das eine ist die Infrastruktur bestehend aus KIM, Versichertenstammdaten, Patientenakten, Heilberufsausweis, E-Rezepte etc. – und das andere ist, das Nutzererlebnis bei der Verwendung der Infrastruktur in der Benutzeroberfläche. Ich hospitiere viel in Praxen und erkenne einen Zusammenhang zwischen der Bereitschaft zur Digitalisierung und der Nutzerfreundlichkeit des verwendeten Primärsystems. Aus unseren Umfragen wissen wir auch, dass aber nicht nur die Anwendbarkeit des Systems, sondern auch der Support und die Kosten in das Nutzererlebnis mit einzubeziehen sind. Es ist immer das Gesamtpaket zu betrachten.

Ich bin fest davon überzeugt, dass die Darstellung der Primärsysteme maßgeblich darüber entscheidet, ob die TI und Digitalisierung akzeptiert wird und ein Erfolg ist. Deshalb ist es uns auch ein wichtiges Anliegen, mit den Industriepartnern im engen Austausch zu bleiben, z. B. im Rahmen unserer offenen Sprechstunden und anderen Formaten. In den offenen Sprechstunden versuchen wir alle mit einzubeziehen. Dort sind Krankenkassen, Vertreter:innen von Arzt- und Zahnarztsystemen, Apothekensystemen anwesend – mittlerweile begrüßen wir auch Anbieter von Pflegesystemen in unseren Sprechstunden.

Dr. Andrej Teterin: Im Jahr 2024 sollen auch die Dentallabore an die Telematikinfrastruktur angebunden werden…

Thomas Jenzen: Wenn sich die Dentallabore an die TI anschließen, werden wir auch mit deren Softwareanbietern reden – vorher noch mit dem Verband Deutscher Zahntechniker-Innungen (VDZI). Kurz gesagt: Hat ein Labor eine SMC-B [Anm. d. Red.: Institutionsausweis für den Zugang zur TI], kann es eine KIM-Adresse von einem KIM-Anbieter erhalten. Wenn sich die Dentallabore an die TI anschließen, werden diese zuerst mit KIM in Berührung kommen. Das Senden und Empfangen von KIM-Mails allein wird die Nutzergruppe der Dentallabore nicht von der TI überzeugen, sondern viel mehr die Vereinfachung von Anwendungs- oder Versorgungsfällen, wie wir sie zum Beispiel bei der Übermittlung von Heil- und Kostenplänen – EBZ – von Zahnärztinnen und Zahnärzten an Krankenkassen kennen. Das EBZ ist die Anwendung für Zahnärztinnen und Zahnärzte schlechthin, weil die Nutzer:innen feststellen, dass ich mit KIM nicht nur die eAU an die Krankenkassen übermitteln kann, sondern darüber hinaus KIM ein wahrer Allrounder ist: Die Versicherten sind schneller versorgt, Zahnärztinnen und Zahnärzte haben mehr Planungssicherheit in der Versorgung, die Krankenkasse kann die Vorgänge schneller und effizienter bearbeiten.

Für alle Beteiligen Win-Win. Das zeigt, wie wichtig es ist, dass wir weitere Akteure anbinden. Den Pflegeeinrichtungen sage ich, ihr könnt E-Rezeptanforderungen eurer Patientinnen und Patienten per KIM zu den Arztpraxen schicken. Und den Zahnärztinnen und Zahnärzten könnte man sagen, dass auch bald Dentallabore an KIM angeschlossen werden.

Wenn die Hersteller von Labor- und Praxisverwaltungssoftware zusammenarbeiten und die Rahmenbedingungen dafür vorhanden sind, dann kann ich mir vorstellen, dass man auch Verwaltungsvorgänge auf KIM abbilden kann, z. B. Anfragen, Aufträge, Bestätigungen zwischen Dentallaboren und Zahnarztpraxen etc. – denn  KIM beantwortet bereits grundsätzliche Fragen, z. B. nach der Verschlüsselung oder Signatur, die für die Übertragung von Gesundheitsdaten wichtig sind. Als Nutzer:in muss ich mir darüber keine Gedanken machen, denn Verschlüsselung und Signatur ist per Klick auf Senden automatisch in KIM mit drin. Wenn die derzeitigen Vorgänge zwischen Zahnarztpraxen und Dentallaboren ähnlich automatisierbar sind wie zwischen Zahnarztpraxen und Krankenkassen muss nun entschieden werden, welcher Übermittlungsweg am geeignetsten erscheint.

Dr. Andrej Teterin: Wir haben schon digitale Lösungen genau für diesen Anwendungsfall vor zwei Jahren rausgebracht – damals noch ohne TI – und übermitteln beispielsweise schon von der Anfrage bis zur Rechnung, von der Zahnarztpraxis zum Labor und zurück. Durch diese Erfahrungen habe ich mittlerweile eine differenzierte Meinung, wie die digitale Kommunikation zwischen Zahnarztpraxen und Laboren ablaufen kann. Wir verabschieden uns von der E-Mail und glauben, dass wir dort eher ein Collaboration Tool brauchen. Wir werden eine KIM-Lösung anbieten, aber auch eine komfortablere Lösung. Das wird sich im Wettbewerb behaupten müssen, aber ich persönlich finde es gut, dass wir nicht allein unterwegs sind. Das zwingt unser Unternehmen hart zu arbeiten, unseren Kunden gut zuzuhören und bessere Lösungen zu entwickeln.

Ich freue mich, im Strategiepapier aus eurem Hause bzw. des BMG über Nutzerakzeptanz und Interoperabilität gelesen zu haben und deswegen fühle ich mich gut unterstützt. Und alles, was du gesagt hast, zeigt ja, dass wir das nur zusammen hinkriegen. Jemand muss die Spielregeln vorgeben und sagen, da soll es hingehen, und dann muss das bis vor Ort in die Praxis gehen. Das muss gut zusammen funktionieren. Deswegen finde ich diesen Austausch gut, den brauchen wir, den kann man nur noch verstärken. Deshalb sagen wir dir hier vielen Dank für dieses und weitere Gespräche, die noch folgen mögen!

Hier geht’s zur letzten Ausgabe der „Sprechstunde e-health“:

Zur eRezept-Pflicht und Neues zum TI-Konnektor

Porträt Dr. Andrej Teterin

Gastautor und Leiter des Produktmanagements Dr. Andrej Teterin

Dr. Andrej Teterin ist als Geschäftsbereichsleiter des Produktmanagements und e-health bei Dampsoft unser Experte in Sachen Telematikinfrastruktur. Regelmäßig beantwortet er Fragen und kommentiert die aktuellen Entwicklungen der Digitalisierung im Gesundheitswesen, besonders im Bereich der Zahnmedizin.